Heute gab es „Eine Spise von birn“ und Armen Ritter ?

Ein Hurra beim Mittagessen: „Es gibt Arme Ritter!“










Die Art der „Restverwertung“ stammt nicht, wie viele denken, aus dem Mittelalter.
Brot in eine Milch-Eier-Masse einzutauchen und anschließend zu braten, ist bereits im Kochbuch von Apicius in einem Rezept im 7. Buch: Gourmet: Hausgemachte Süßspeisen und dicke Milch bei 3. beschrieben. 1)
In mittelalterlichen Kochbüchern taucht das Ausbacken von eingetunktem Brot ebenfalls in verschieden Rezepten auf.

Der Begriff „Arme Ritter“ wird im Buch von der guten Spise im Rezept Nr. 51 (Griechische Hühner) 2) erwähnt.
Ich (!) tue mir etwas schwer mit der Annahme, dass es sich hier schon um das bekannte, auch im Grimmschen Wörterbuch 2) enthaltenen, verbreitete und geliebte (gehasste) Gericht handelt.

Aus den Formulierungen des Buch von der guten Spise
„… nd snit denne aht snitten armeritlere vnd backe die in smaltze niht zvo truege
bzw
„… so lege die ersten schiht von epfeln, dor nach die armen ritler, dor noch daz huon, das sol cleine gelidet sin …“.3)

Meiner Meinung nach könnte es sich auch um Reiterchen 4) handeln (Brot in Streifen geschnitten – manchen ist der Begriff vielleicht geläufig) und damit hier gemeint, dass Brotscheiben in Streifen geschnitten wurden, die dann in Schmalz gebacken und dann gemeinsam mit den Äpfeln und dem Huhn in einen Eierkuchen eingeschlagen wurden.
Umsetzung folgt! Demnächst hier.

Also gab es zum Mittag:

Ein spise von birn.
Buch von der guten Spise (Rezept Nr. 10)

„Nim gebratene birn vnd sure epfele vnd hacke sie kleine, vnd tuo
dar zvo pfeffer vnd enis vnd ro eyer. snit zwo duenne schiben von
schoenem brote, fuelle diz da zwischen niht vollen eines vingers
dicke, mache ein duennez blat von eyern vnd kere
daz einez dar inne vemm vnd backez mit butern in einer pfannen,
biz daz ez rot werde, vnd gibz hin.“ 5)

Meine Übersetzung und Umsetzung:

Eine Speise von Birnen
Nehme gebratene Birnen und saure Äpfel und hacke sie klein und
tue dazu Pfeffer und Anis und rohe Eier.
Schneide zwei dünne Scheiben von schönem Brot, fülle es dazwischen, nicht mehr als einen Finger dick,
mache einen dünnes Blatt von Eiern und wende eines darin um und backe es mit buttern in einer Pfanne, bis es rot werde, und serviere.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

… und es gab auch Omas Arme Ritter =) mit Vanillesauce.

Quellen:
1) Reclams Universalbibliothek Nr. 19383, Apicius – Das Römische Kochbuch,

2) http://dwb.uni-trier.de/de/die-digitale-version/online-version/

3) https://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germanistik/absprache/sprachverwendung/gloning/tx/bvgs.htm
Zeilen: 10:1 bis 10:7

4) https://mitmachwoerterbuch.lvr.de/detailansicht.php?Artikel=Reiterchen&Eintrag1=2050

5) https://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germanistik/absprache/sprachverwendung/gloning/tx/bvgs.htm
Zeilen: 51: 1 + 2 und 51:6 bis 51:8

Fotos: DeTimmermansche