Ausstattung: Der Herd

Immer wieder kommen Fragen zum Herd. Diese möchte ich heute gerne beantworten:

Funde:

Gemäß einer Auskunft (Danke dafür) von Stefan Wolter M.A., Wissenschaftlicher Leiter, Geschichtspark Bärnau - Tachov wurde bei Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege Bayern folgende (leider nicht publizierten) Befunde ergraben:

- Feuerstelle im Holzbohlenrahmen aus Braunschweig, Turnierstrasse, Datierung: 2. Hälfte 12. Jh.
- "aufgesockelte" Herdstelle aus Ingoldstadt, Marktplatz, Sparkassenneubau, Datierung: Mitte 13. Jh.
- eine umbaute Herdstelle in Bamberg, Domgrund, Datierung: 1. Hälfte 14. Jh.

Bildquellen:

Abbildungen von Herdstellen mit Holzaufbau sind mir bisher nur aus dem 15. Jahrhundert bekannt. Hier mal zwei Exemplare: Schottenaltar Wien, 1470 und Filialkirche St. Georg, Kärnten, 1460


Rekonstruktion:

Der rekonstruierte Herd ist komplett zerleg- und im PKW transportierbar. Er hat eine Grundfläche von 80 * 80 cm. Der Holzaufbau besteht aus klappbaren Seitenteilen. Die Kochfläche (im Original vermutlich Lehm) ist mit Schamottsteinen ausgelegt, welche auf einer Lage Metallprofilen gelagert sind.

Der Herd war zum ersten Mal bei den Mindener Zeitinseln und auch beim Kirchenburgfest im Einsatz.

 
 Bilder: Oliver Rausch

Solche in Holzbohlen gefaßte Herde standen vermutlich frei im Raum, wie in den Altarbilder (oben) zu erkennen. Die Herdstelle im Geschichtspark Bärnau-Tochov in einer Gebäuderekonstruktion aus dem 13. Jh. steht ebenfalls frei im Raum.

Gemauerte Herdstellen:

Hier am Beispiel eines kleinen Bürgerhauses aus Wolfram Eschenbach um 1410, im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim
Die gemauerte Küchenherdstelle dort ist an der Wand anstehend und in der Nähe des Schürlochs, durch welches der Kachelofen die Stube rauchfrei beheizt.















Anmerkung:

In den Grabungen und Publikationen fehlt teilweise der Zusammenhang zwischen räumlicher Verortung von Küche und Herd im Haus. *) Schade!

*) Vgl. DGAMN, Mitteilungsblatt 19, 2007 Thema: Küche-Kochen-Ernährung